Das Statikgebäude der Universität Rostock
Die Sanierung des Statikgebäudes der Universität Rostock umfasste umfangreiche restauratorische Untersuchungen und weitreichende Instandsetzungsmaßnahmen.
Erfolgreiche Sanierungsplanung des Statikgebäudes
Gebäude-Nr.: 6134 bis 6136 und 6138Hintergrund und Architektur
Das Statikgebäude der Universität Rostock wurde ursprünglich Ende der 1950er Jahre von den Architekten Walter Baresel und Ernst Gahler erbaut und ist ein Beispiel für die Architektur dieser Zeit. Mit seiner klaren Linienführung und funktionalen Gestaltung spiegelt es den damaligen Zeitgeist wider. Dieser Universitätsbau gilt als einer der ersten in der damaligen DDR und steht heute unter Ensembleschutz der Denkmalpflege. Auf dem Campus sind heute die Fakultäten für Maschinenbau und Schiffstechnik sowie für Informatik und Elektrotechnik beheimatet. Im Laufe der Jahrzehnte zeigte das Statikgebäude nicht nur bauliche Mängel, sondern auch einen hohen Anpassungsbedarf an die modernen Anforderungen der Hochschulbildung.
Analyse des IST-Zustands
Als Grundlage für die bevorstehenden Entwürfe wurde eigens für das Gebäudeensemble eine Reihe von Bestandsuntersuchungen beauftragt. Zu diesen gehörten:
- Restauratorisches Gutachten
- Schadstoffgutachten
- Gutachten über schützenswerte Tierarten
- Baugrundgutachten
- Gutachten zur Beurteilung der Bauwerksdrainage
- Sachverständigengutachten zur Betoninstandsetzung
Die Bestandsuntersuchungen zeigten deutlich, welche erheblichen baulichen und strukturellen Schwächen das Gebäudeensemble der Universität Rostock aufwies. Diese äußerten sich in multiplen altersbedingten Bauschäden, die aufgrund eines jahrzehntelangen Instandhaltungsstaus entstanden sind. Diese Mängel lassen sich jedoch nicht der Universität zuschreiben, sondern sind eher dem geschichtlichen Kontext geschuldet.
Darüber hinaus bestanden einige Nutzungsdefizite, die aufgrund neuer Raumanforderungen und erhöhter Nutzerzahlen auftraten. In erster Linie galt es, sowohl qualitativ als auch quantitativ zu planen. Es fehlten schlichtweg Räumelichkeiten. Seitens der Denkmalpflege wurde insbesondere auf den Erhalt des äußeren Erscheinungsbildes wert gelegt. Dabei wurden drei schützenswerte Hauptmerkmale definiert:
- Die Erschlissungswege, Flure und Treppenhäuser
- Die Fenstergliederung
- Die einzigartigen Farbkomposition auf der Kratzputzstruktur
Inhaltliche Planungsansätze
Aufgrund des anhaltend hohen Sanierungsstaus und des erheblichen Zerstörungsgrades der Bausubstanz war eine umfassende und aufwendige Sanierungsplanung für das Statikgebäude unerlässlich. In diesem Zusammenhang traten Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit in den Hintergrund. Die Hauptaufgaben und Schwerpunkte der Sanierung umfassten:
- Die Schaffung einer barrierefreien Erschließung zur Campusseite
- Die Dränierung der Fundamente und der Kellersohle
- Die Betonsanierung aller tragenden Bauteile
- Die Restauration aller Fassadenelemente sowie der inneren öffentlichen Bereiche
- Die Installation bedarfsorientierter Sanitäreinrichtungen gemäß den Arbeitsstättenrichtlinien
Verbesserung der Erschließung und Barrierefreiheit
Die Ausgangslage hinsichtlich der Erschließung des Statikgebäudes war äußerst ungünstig, da der Hauptzugang über einen engen Kellerzugang an der Giebelseite führte. Diese Situation ließ sich nur aus dem historischen Gesamtplanungskontext nachvollziehen, der einen dritten Erschließungshof vorsah. Dieser Erschließungshof mit seinen Gebäuden wurde nie gebaut, wodurch die entsprechende Erschließungszuordnung seit Bestehen des Statikgebäudes fehlte.
Der Lösungsansatz bestand darin, den bestehenden eingeschossigen Verbindungsbau zwischen der Strömungshalle und dem Statikgebäude zu einem Erschließungskreuz umzubauen. Dieses sollte die direkte Anbindung zu den übrigen Gebäuden herstellen und gleichzeitig als Pufferzone fungieren. Im Rahmen dieses Umbaus konnte auch ein Konzept zur Barrierefreiheit entwickelt werden, das die unterschiedlichen Höhenniveaus des Erdgeschosses ausglich. Im Außenbereich wurden Rampen installiert, während im Inneren eine Hebeplattform zum Einsatz kam. Ein Ausbau der oberen Geschosse zur Barrierefreiheit war jedoch mit der Denkmalpflege nicht möglich.
Maßnahmen für die Fundamente
Die Kellersohle verzeichnete über die Jahre hinweg sehr starke Feuchteschäden, die sich über die gesamte Grundfläche, der Fundamente und der Sohle erstreckten. Entsprechend der vorgefundenen Ausbildung des Kellergeschosses bekam das Gebäude sprichwörtlich „nasse Füße“. Die Ursache dieser Schäden wurde auf die fehlende Drainage und die Grubenlage des Souterrains zurückgeführt. Die damit einhergehende Feuchtigkeitseinwirkung auf das aufgehende Mauerwerk führte zu Ausblühungen und Abplatzungen an den Innen- und Außenseiten der Wände. Darüber hinaus wiesen die Räume des Kellergeschosses eine nicht allzu üppige lichte Raumhöhe auf, was die Nutzung der dringend benötigten zusätzlichen Räume infrage stellte.
Um dieser Situation zu begegnen, wurde der Vorschlag unterbreitet, die Sohle abzusenken, um zunächst die benötigten Raumhöhen zu erreichen. Zudem musste es gelingen, eine funktionsfähige Drainage zu installieren. Hierzu sollten die Fundamente abschnittsweise vertieft, eine drainfähige Kiesschüttung eingebracht und eine entsprechend tragfähige Sohle hergestellt werden.
Fassade und Energiekonzept
Im Fassadenbereich stellte sich ein vergleichbares Bild dar. Aufgrund einer defekten Dachentwässerung kam es über Jahre hinweg zu einer erhöhten Einwirkung von Oberflächenwasser. Rissbildungen und später großflächige Abplatzungen des Betons bis hin zur Bewehrung waren die Folge. Auch die Fenster und die Naturstein-Faschen aus Travertin wurden entsprechend in Mitleidenschaft gezogen, ganz abgesehen von dem fehlenden Energiekonzept.
In denkmalgeschützten Gebäuden stellte die Umsetzung der Energieeinsparverordnung oft eine große Herausforderung dar und ist häufig nicht vollständig umsetzbar. Das Statikgebäude machte hier keine Ausnahme. Es wurde versucht, weitestgehend an die Werte der Energieeinsparverordnung heranzukommen. Geplant wurde dies mit einer Kalziumsilikatplatte, einem speziellen mineralischen Innenraumdämmstoff, sodass die äußere Fassadenstruktur erhalten blieb.
Architektonische Wiederherstellung und Bedarfsanpassung 2019
Universität Rostock, IWF, Gebäude Nr.: 6134 bis 6136 und 6138
Joachim-Jungius-Straße 11, 18059 Rostock - Zahlen Daten Fakten -
- Bauherr - Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommern (BBL M-V)
- Fertigstellung - 2019
- NRF - ca. 1.300 m²
- Baukosten - ca. 5,0 Mio. € (KG 300 & 400)
- Erbrachte Leistung - Lph 1 bis 4
- Erstellung der EW Bau inkl. Interimsmaßnahmen
- In Mitarbeit bei tsj tönies + schroeter + jansen freie architekten gmbh